Bergdörfer-Achter     (Siegfried & Rosalinde Scherbel)

Die Bergdörfer, im Coburger Raum allseits als Eldorado des nordischen Wintersports bekannt, jedoch eher selten besucht: eine Art „terra inkognita“. Siegfried und Rosalinde erkundeten hier eine Wanderstrecke mit naturkundlichem Touch; am Himmelfahrtsfeiertag wurde sie von 16 Wanderfreunden unter die Füße genommen. Die Streckenführung hatte die Form einer „8“. Am Startpunkt erläuterte Siegfried die geographische Lage der diesen Tags zu erwandernden Hochfläche auf 450 bis 480m üNN, ca 170 Höhenmeter über den Talsohlen von Itz und Röden, zwischen denen sich das Gebiet erhebt. Trotz dieser Höhenlage war am wohlgewählten Startpunkt zunächst mal nur der Sendemast der Mirsdorfer Kuppe über dem Wald-Horizont sichtbar. Vom Ortsrand Rüttmannsdorf aus ging es zunächst auf schmalem Pfad hinunter Richtung Mönchswald und dann hinauf, ca. 20 Höhenmeter, zum Kaulsberg mit der Ruhebank „Schöne Aussicht“, direkt an der Straße. Nomen est Omen: den Wanderfreunden lag das Steinachtal zu Füßen, rechterhand begrenzt von den Hügeln des „Coburger Gebirges“: Stiefvater, Fechheimer, Horber, Fürther und Plestener Berg, dahinter die Windradparks von Sonnefeld und Küps. Die recht klare Fernsicht ließ die Bergzwillinge des Fichtelgebirges, Ochsenkopf und  Schneeberg erkennen. Siegfried soll sich diesbezüglich die Wetterbedingungen angeblich mit einem „Fässla“ bei Petrus gesichert haben.

Steinachtal, „Coburger Gebirge“, Thüringerwaldausläufer, Fichtelgebirge

Nach Absolvierung der oberen Schlinge der „8“ führte der Weg hinter Rüttmannsdorf, an „Königs Ruh“, einer Privatdatscha mit Bienenstöcken, vorbei durch den Wald bis zum Sportplatz Höhn. Der Weg war gut gangbar, zeigte jedoch eine auffällige Oberflächenfeuchtigkeit, was sich später noch als bedeutend herausstellen sollte. Am Sportplatz lockte zwar eine Einkehr beim Dorffest, doch die meiste Strecke lag noch bevor. Über die auf etwa 480m üNN gelegene „Müß“ erreichten wir auf ebenem Weg eine Ruhebank am Waldeck. Von hier aus war eine Rundsicht über die Thüringerwald-Kette mit Bleßberg, Triniushütte und die Höhen von Siegmundsburg/Steinheid gegeben. Südwärts erstreckte sich das Streudorf Höhn, nördlich war das Bergdorf Brüx gelegen, das Thüringerwaldpanorama im Hintergrund. Siegfried erläuterte die Namensherkunft. Höhn hat nichts mit der Höhenlage zu tun, sondern leitet sich von „hagen“ (=waldumsäumter Ort) > mhd. „hain“ > „Höhn“ ab, während Brüx seinen Namen einem zur Passierung eines Sumpfgebietes in der Gemarkung „Müß“ erbauten „Knüppeldamms“ (sozusagen einer „Brücke“) verdankt. Die im Gebiet der Bergdörfer häufigen Feuchtgebiete, teilweise als Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen, waren vor allem im Höllgrabentälchen offensichtlich: der Bach hatte urplötzlich kein Bett mehr, sondern floss quasi unterirdisch weiter. Auf der Dorfverbindungsstraße erreichte die Gruppe die bekannte Bergkirche Höhn, die trotz des Himmelfahrts-Feiertags, mit einem für sie ehedem symbolischen Charakter (Verbundenheit nach Thüringen), leider geschlossen war. Am Rastplatz bei der Kirche warteten auch schon die „Abkürzer“.

Brüx vor dem Bleßberg

                                                                                                                         

Bergkirche

Weiter, am ehemaligen Dorfwirtshaus mit Saalbau, dem „Keller unter den Linden“ und am Dorfteich (mit der daneben gelegenen, aufgelösten ehemaligen Raiffeisen-Filiale) vorbei erreichten wir am Ortsausgang das unter Naturschutz stehende „Flachmoor Höhn“. Es ist eines von wenigen intakten Niedermooren in Oberfranken. Typische Moorpflanzen wie Binsen und Riedgräser sowie Blütenpflanzen wie Geflecktes Knabenkraut (in beträchtlicher Häufigkeit) oder Sumpfbaldrian boten sich dem Auge. Über den Weg entlang des Bruchwaldes und weiter auf schmalen „scherbelschen“ Pfaden beendeten die CTTler mit Erreichen von Rüttmannsdorf die zweite Schleife der achterförmigen Wegstrecke.

Zur Einkehr ging es nach Dörfles-Esbach in den Biergarten des Landgasthofs Morgenthum. Einige Nichtwanderer hatten sich noch eingefunden: 24 CTTler füllten schließlich eine vom Eingang bis zum Ende reichende „Tafel“. Die reichhaltige Speisenkarte bot für jeden Geschmack etwas und fand das uneingeschränkte Lob der Gesellschaft. Eine in jeder Hinsicht geglückte Einkehr. Günter Berger lobte den Wanderführer ob seiner umsichtig ausgesuchten Wanderstrecke und der zahlreichen, an signifikanten Stellen gegebenen Erläuterungen zu Geschichte und Naturphänomenen. Alle Teilnehmer bekundeten ihre Zufriedenheit: Ein perfekter Wandertag.

Text und Fotos: Siegfried Scherbel