Wanderung in fader(?) Landschaft: RW um den Weißen Berg (Siegfried Scherbel)

Fährt man auf der Staatsstraße 2205 von Coburg nach Bad Rodach, so liegen beidseitig, wie es scheint, endlos monotone landwirtschaftliche Flächen. Genau da hinein hat Siegfried eine Wandertour konzipiert, die dem widerspricht. Am Ortsrand von Wiesenfeld, dem Startpunkt unserer Wanderung erläuterte Siegfried zunächst die geographischen Verhältnisse: Die Gemeinde Meder als flächenmäßig größte Landkreis-Kommune bildet mit den Gebieten von Bad Rodach und Lautertal den „Nord-Ost-Flügel“ des Landkreises Coburg. Entlang der Staatsstraße zwischen Wiesenfeld und Neida war der neue Flugplatz geplant. Im Jahr 2019 kam dafür das AUS. Der Wanderweg führte durch den Sellmannsgrund, an der „Kanzel“ vorbei, leicht ansteigend Richtung Neida. Zwischendurch rief Siegfried mehrfach „Achtung! Graben!“ Der Hintergrund dafür wurde später klar: Die Entwässerung der riesigen, relativ flache Fläche erfolgte weitestgehend nicht über richtige Bäche, sondern über Gräben entlang der Äcker. Während des Weges konnten die Wanderer mehrfach über die Felder springendes Rehwild, einzeln oder in Gruppen (=Sprung) registrieren. Schließlich wurde das Gut Birkenmoor erreicht, der äußerste Punkt der Wanderung. Siegfried erläuterte die Geschichte seit 1340 und verwies auf bauliche Besonderheiten: Vierseithof, historischer und denkmalgeschützter Schafstall, Windrad mit Wasserförderung seit 1920.

Windrad 1920

Besondere Beachtung fand die Jugendstilvilla in Backsteinbauweise, die derzeit renoviert wird. Von hier aus ging es zurück, zunächst Richtung „Kanzel“. Auf halbem Weg dann ein kurzer Halt an der Wetterstation. Von hier aus hatte man guten Rundblick: in der Lücke zwischen den beiden Wäldchen bei der Kanzel grüßte die Veste, im Süden erstreckte der Callenberger Forst, im Westen erkannte man die Gleichberge und die Langen Berge begrenzten den Horizont nach Norden.

Veste

Lange Berge

Siegfried konnte auf weitere Besonderheiten hinweisen: wiewohl die Bahnlinie Coburg-BadRodach „im Tal“ zu liegen schien, überquerte sie doch einen flachen Sattel: die Wasserscheide zwischen Itz und Rodach: der Wolgraben fließt Richtung Coburg zur Itz, die wenige hundert Meter entfernte Walbur hingegen Richtung Rodach. Am Horizont bei Ahlstadt liegt gar eine Hauptwasserscheide, die Main-Rhein von Werra-Weser trennt. Auf Höhe der „Kanzel“ schlugen wir uns „in die Büsche“: zwischen einer Streuobstwiese und einem Wildgehege kamen wir zum Joitehof, einem Aussiedlerhof für eine schlesische heimatvertriebene Familie. Von hier aus hatten wir einen schönen Blick auf die Langen Berge und auch auf das „Coburger Gebirge“ hinterhalb Rödentals sowie die Hauptgemeinde Meeder. Auch hierzu gab es Informationen: Meeder ist eine der ältesten Gemeinden mit Marktrecht und Ausgangspunkt für die Christianisierung des Coburger Landes. Neben Augsburg ist es die einzige Gemeinde die am Friedensdank-Gedenktag einen örtlichen (gesetzlichen) Feiertag in Bayern hat. 15 hm Abstieg bis zur Bahnlinie und dann wieder 20 hm hinauf auf den „Berg“-Rücken: Der Aufstieg zum obersten Punkt, nahe dem „Weißen Berg“ (335 üNN) lieferte das Aussichtshighlight: quasi der ganze Landkreis nördlich Coburgs lag vor uns: Callenberger Forst, Schloß Callenberg, die Stadt, die Veste bis hin zum „Coburger Gebirge“. Es war noch ein knapper Kilometer bis zum Ausgangspunkt unserer Wanderung.

Die Einkehr fand im „Schwarzen Bären“ in Beiersdorf statt: Es gab Schnitzel in allen Variationen zur besten Zufriedenheit aller 19 Teilnehmer, darunter auch zwei holländische Mitwanderer. Didi brachte die Laudatio auf den Wanderführer aus, der die versprochene Flachlandwanderung „geliefert“ hat. Dies wurde mit einem „Prost“ bekräftigt.

Text und Fotos: Siegfried Scherbel