Bericht „Wanderung am Rande des Universums“ (Siegfried)
Die Titulierung der Wanderung mutet vielleicht eigenartig an und sollte bis zum Wandertag auch die Spannung etwas hochhalten. Es ist ein bisschen so, wie auf dem historischen Bild „Blick hinter die Himmelskuppel“ aus der Zeit, als das geozentrische Weltbild sich zum heliozentrischen wandelte. Die von Siegfried konzipierte Wanderung führte uns an den äußersten Rand des Landkreises in die Gemarkung von Gleismuthhausen, wo nach Aussage der Wanderteilnehmer noch niemand die Gegend besuchte. Wir durchbrachen den „Rand des Universums (=Landkreis Coburg) und entdeckten das benachbarte Thüringen, ehemals durch den „Eisernen Vorhang“ unzugängliches Sperrgebiet auf DDR-Seite.
Start war am Holzlagerplatz hinter Gleismuthhausen, einem der abgelegensten Winkel des Landkreises, wo auch eine überdachte Wanderer-Bank stand. Zunächst folgten wir etwa einen Kilometer einem gut befestigten Feldweg. In dessen Richtung hatten wir Blick auf das am Horizont liegende Hellingen, das dem Tälchen den Namen Helling-Grund gibt. Der Weg mündete dann, unkartiert, in eine Wiese mit Buschwerk-Rand(!). Dort gab es nun einen der wenigen Übergänge über den ehemaligen Grenzkolonnenweg, auf dem wir uns unversehens befanden. Noch ein Stück Wiesenweg bis zur Verbindungsstraße Einöd-Poppenhausen und 500m auf dieser Straße brachte uns in den Ort Poppenhausen: ein hübsch instand gesetztes Dorf mit renovierten Fachwerkhäusern, einem Back- und einem Brauhaus und einer spätgotischen Kirche. Unerwartet war diese verschlossen und die vom Wanderführer angekündigte Innenbesichtigung stand infrage. Glücklicherweise konnte in der Nachbarschaft ein Schlüssel aufgetrieben werden und die Gruppe machte in der Kirche „Einkehr“. Der im 16. Jahrhundert im neugotischen Stil errichtete Bau mit umlaufender Empore trug, auf granit-nachempfundenen Pfeilern ein sehenswertes Sterngwölbe.
Hier teilte sich die Gruppe: die einen nahmen die Wander-Erleichterung zur Rückkehr zum Ausgangspunkt, der Großteil nahm den Weg zum Kuhsee, eine Art Dorf-Naherholungsgebiet mit diversen, gepflegten Rastmöglichkeiten. Hier, am äußersten Punkt unserer Tour, steht auch der Taubenstein, ein Sühnestein für einen der Legende nach überlieferten Brudermord.
Durch einen angenehmen Schatten spendenden Wald folgte der erste Anstieg auf die südlich des Hellinggrunds gelegene Hügelkette. Nach kurzem Weg bot sich an einer Obstwiese der freie Ausblick auf den Großen Gleichberg wie auch auf den Bleßberg. Ab der Ruhebank „Bleßbergblick“ folgten wir kurz der kaum befahrenen Straße Poppenhausen-Käßlitz bis hinauf zum Kolonnenweg, der an dieser Stelle aber nicht Grenzweg, sondern Querverbindung zwischen den im Osten bzw. im Westen verlaufenden Grenzwegen des „Käßlitzer Zipfels“, des südlichsten Teils Thüringens, war – mit Blick auf den Zeilberg bei „Maro“. Nach ein paar hundert Metern erreichten wir den Drei-Herren-Stein, den Zusammenstoß der ehemaligen Territorien Thüringen (jetzt HBN), Würzburg (jetzt Unterfranken>HAS) und Herzogtum Coburg (jetzt Oberfranken-LKr CO).
Auf dem eineinhalb Kilometer langen Abstieg hinunter zum Wanderausgangspunkt, zunächst auf einem aufgrund trockenen Wetters doch gut begehbaren Waldpfad, bot sich auf halbem Weg nochmals ein Blick Richtung Hellingen und auf den von hier aus sichtbaren Bayernturm in der Nähe von Sternberg/KÖN.
An der Wander“hütte“ trafen wir zeitnah wieder auf die Kurzwanderer. Zur Schlusseinkehr ging es ins „Alte Brauhaus“ in Neundorf. Angenehm kühles Bier und eine umfangreiche Speisenkarte rundeten einen als gelungen und informativ apostrophierten Wandertag im Biergarten ab. Didi Faber sprach mit einem „Prosit“ den Dank der Gruppe an Wanderführer Siegfried aus.
Text/Fotos: Siegfried Scherbel